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Der Wegepate

Karl Rainer & die Traumschleife

Die Liebe eines Hunsrückers

Es ist wiedermal ein Tag im November, an dem sich der Nebel tief im Moseltal festgesetzt hat. Doch als ich den Zeller Berg immer weiter hochfahre und mich der Hunsrückhöhe nähere geht wie auf einmal eine Wand auf und der Nebel verschwindet. Ich sehe hellblauen Himmel und strahlenden Sonnenschein. Dieses tolle Wetter hätte ich heute Morgen tatsächlich nicht mehr erwartet. Karl Rainer Manderscheid wartet bereits auf mich, selbstverständlich in Wanderklamotten, denn er will mir heute einen Teil der Traumschleife  „Layensteig Strimmiger Berg“ zeigen. Wir starten am Dorfplatz in Mittelstrimmig mit einem kurzen Besuch in der Pfarrkirche. Karl Rainer ist einer der Initiatoren des Layensteig´s.  Der gesamte Weg wird von den Heimat- und Verkehrsvereinen der drei Gemeinden Altstrimmig, Mittelstrimmig und Liesenich betreut.

Während wir bei eisigen Temperaturen losmarschieren, erzählt er mir die Entstehungsgeschichte der Traumschleife, und das überwiegend in moselfränkisch, dem hier in der Gegend gesprochenen Dialekt mit den Besonderheiten des Strimmiger Berges. „Riechst du das?“ unterbricht er sich. „Frische Landluft, herrlich.“ Der passionierte Wanderer kennt fast jeden Baum auf der Strecke, achtet beim Laufen auf viele Details. „Das war uns wichtig, bei diesem Weg“, sagt er. „Mir wolde von Ofang oh on die Spetz“. Mit „an die Spitze“ meint er die Auszeichnung für Premiumwege mit dem Deutschen Wandersiegel. Der Weg wurde bei der letzten Zertifizierung, im Oktober 2020, durch das „Deutsche Wanderinstitut“ auf jetzt 90 Erlebnispunkte hochgestuft. Und ist somit unter den besten 10 Traumschleifen von insgesamt 111 am Saar-Hunsrück-Steig. 2010 wurde die Idee geboren, sich an den entstehenden Traumschleifen entlang des Saar-Hunsrück-Steiges mit einer eigenen Strecke zu beteiligen. So haben sich die drei Gemeinden Mittelstrimmig, Altstrimmig und Liesenich zusammengesetzt und nach passenden Routen gesucht.

Viel Wandern macht bewandert

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Es sollte „schu ebbes extras wäre“, mit viel Natur. „Ich bin monatelang in den Felsen rumgeklettert und habe nach passenden Wegen und Pfaden gesucht, was ich mit großer Freude auch tat. Wenn meine Frau gewusst hätte, wo ich rumkraxelte…“, erzählt er schmunzelnd. Aber die Gegend kennt der in Mittelstrimmig geborene Hunsrückerjung‘ gut. Die Felsen waren für uns als Kinder der beste Abenteuerspielplatz. Wir machen an der Mittelstrimmiger Hütte und dem Aussichtspunkt „Große Kanzel“ Halt und genießen die Aussicht auf den leichten Nebel, der noch sichtbar im Moseltal hängt und den Sonnenschein, der die herbstlichen Bäume in schönes Licht taucht. „Wir wollten verschiedene Felsvorsprünge und Felsformationen mit tollen Weitsichten für den Wanderer einbauen.“, sagt er. Als eingefleischter Wanderer war er früher überall unterwegs, mit Rucksack und Zelt kennt er Mallorca von früher besonders gut. Auch Santiago de Compostella war ein Wanderziel, aber besonders hat es ihm der Raum Hunsrück-Rhein-Mosel angetan. Er weiß, worauf es bei einem guten Weg ankommt, hat vorher mit vielen Gleichgesinnten gesprochen. 1991 hat er eine Ausbildung zum geprüften Gästeführer absolviert. Hat seitdem viele geführte Wanderungen mit Gästen begleitet, ist mit jedem auf Anhieb per „Du“. „Meine größte Anerkennung ist es, wenn ich dann abends mit den Gästen beim Abendessen sitze, den Tag Revue passieren lasse und sagen kann, dass das Ganze Spaß gemacht hat. Und so muss es sein. Mein Wahlspruch ist: „Viel Wandern macht bewandert.“

„So, auf zu neuen Taten und Abenteuern“, beendet Karl Rainer den kurzen Zwischenstopp. Denn wir müssen noch weiter. Er will mir unbedingt noch den neuen Klettersteig „Höhlenschlucht“ auf der Strecke zeigen. Denn alle drei Jahre wird der Weg vom Deutschen Wanderinstitut geprüft und es werden neue Punkte vergeben. Den neu eingebauten Weg mit dem Klettersteig hat er vorher ausgesucht. Dann wurde dieser von vielen freiwilligen Helfern aus allen drei Gemeinden in mühevoller Arbeit und mit viel Eigenleistung ausgebaut. Alles von Hand gegraben. Wir klettern über Steige zwischen den moosbewachsenen Felsen und Bäumen und kommen zu seinem Lieblingsplatz: einer Bank mit Blick über den Wald und zur Kirche von Liesenich. „Das hier ist mein Lieblingsplatz, ich nenne ihn den „Katharinenblick“, weil die Kirche in Liesenich der heiligen Katharina geweiht ist. Seit Jahrzehnten ist das mein Lieblingsplatz. Faszinierend der abendliche Sonnenuntergang und der Ruf der Glocke, welche seit Jahrhunderten zum Abendgebet ruft.  „Einfach Natur, einfach toll.“, strahlt er während ich in mein mitgebrachtes Brot beiße.  Und tatsächlich der Platz ist wundervoll, so beruhigend. Er zeigt mir den Unterschied zwischen Fichten und Tannen, erinnert sich noch an die Douglasien, die hier Mitte der 1950er-Jahre gepflanzt wurden („Ich wäs noch wi die gesatzt wure säi“  / Ich erinnere mich noch an die Pflanzung). Einen seltenen Wacholder, der an einer Felswand wächst, kennt er noch aus seiner Kindheit. Diesen schneidet er jährlich zurück. Ich merke, dass er nicht zu viel versprochen hat, als er am Anfang unserer Tour sagte, dass er fast jeden Baum auf dem Layensteig kennt. Und ich merke seine Liebe zur Natur, zum Wald und zu seiner Heimat. Kein Wunder, dass der mittlerweile 76-Jährige so fit ist! Gleich darauf begegnen uns zwei Wanderer. Karl Rainer kommt mit ihnen direkt ins Gespräch, fragt, wie ihnen der Weg gefällt. Er ist voll in seinem Element.

Kurz darauf kommen wir zum eigentlichen Klettersteig mittels einer zehn Meter langen Leiter an einer senkrechten Felswand geht es abwärts in einen aufgelassenen Schieferbruch und Schieferstollen. Hier brachen Generationen Dach- und Mauerschiefer. Endes des zweiten Weltkrieges boten die Stollen der Bevölkerung Schutz. Er selbst, so erzählt er, verbrachte viele seiner ersten Lebenstage in einem dieser Stollen. Und ich sehe und kann mir vorstellen, wie viel Arbeit das Ganze war. Er berichtet, wie sie hier betoniert haben und mit der Schubkarre den ganzen Beton den Berg runter transportierten und dass hier über 100 m Stahlseile verbaut sind. Unten angelangt sieht man noch eine alte Schiefergrube und eine Schiefermauer aus der damaligen Zeit. „Dramaturgie pur“, sagt Karl Rainer. Auf unserem Rückweg lerne ich Karl Rainer noch ein bisschen mehr von seiner privaten Seite kennen, von seiner Kindheit in Mittelstrimmig, seinen früheren politischen Interessen, seinen vielen Reisen aber auch seinem zweiten Hobby: der Archäologie, sein anderes Lieblingsthema neben dem Wandern. Wie sich herausstellt, ist er ein begnadeter Kenner der Kelten- und Römerzeit. Unvergesslich bleibt das Auffinden eines römischen Münzschatzes mit ca. 25000 römischen Münzen, an dem er beteiligt sein durfte.

Zwei Fragen an Karl Rainer

1. Was ist das ganz Besondere an der Traumschleife Layensteig Strimmiger Berg?
„Das die gesamte Traumschleife von vielen ehrenamtlichen Helfern errichtet wurde. Die drei Klettersteige, das Aktive in einer Traumschleife, verbunden mit ruhigen Abschnitten. Hier kann man die Stille „Hören“. Nicht umsonst ist der Layensteig unter den besten 10 von 111 Traumschleifen im gesamten Saar Hunsrück Gebiet.“

2. Karl Rainer, was ist dein Lieblingsessen?
„Ich mag sehr gerne Hausmannskost nach typische Strimmiger Berg Art, wie z.B. den „Debbekooche“ oder „Kappes & Erwes“ - Sauerkraut mit gelbem Schälerbsenpüree, ausgelassener Butter und Rauchfleisch, dazu kräftiges Brot.“

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